Nachhaltige Urlaubsanreise

Blick aus dem ICE im Bahnhof

Mit welchem Verkehrsmittel unterwegs

Wenn man nicht gerade zu Fuß vor der eigenen Haustür zum Urlaubsziel startet, bietet sich eine Vielzahl an Verkehrsmitteln zur Anreise in den Urlaub an. Ich habe inzwischen fast alle gängigen Anreisemöglichkeiten genutzt. Ich bin bereits mit dem Fahrrad von zu Hause aus auf Reisen gegangen, habe mehrfach die Bahn als Transportmittel genommen, bin mit dem Auto in den Urlaub gefahren, bin mit dem Flugzeug zum Urlaubsziel geflogen und per Reisebus unterwegs gewesen.

Nachhaltigkeit der Verkehrsmittel

In puncto Nachhaltigkeit unterscheiden sich die Verkehrsmittel stark voneinander. Wenn man mit dem normal Fahrrad unterwegs ist, hat man keinerlei Emissionsbelastungen für die Umwelt wie Treibhausgase, Stickoxide oder Partikel (auch als Feinstaub bekannt). Dabei fassen Treibhausgase CO2, CH4 und N2O zusammen und geben diese zur Vergleichbarkeit als sogenannte CO2-Äquivalente an.

Tabelle zu durchschnittlichen Emissionen einzelner Verkehrsmittel im Personenverkehr in Deutschland 2021
Tabelle zu durchschnittlichen Emissionen einzelner Verkehrsmittel im Personenverkehr in Deutschland 2021

Nach den Auswertungen des Umweltbundesamtes von 2021 zeigen sich die großen Unterschiede bei den einzelnen Verkehrsmitteln zur Urlaubsanreise. Die höchste Umweltbelastung verzeichnet das Flugzeug, gefolgt vom Pkw, der mit einer angenommenen Auslastung von 1,4 Personen wohl nicht der üblichen Auslastung im Urlaub von meist zwei oder Personen entspricht und damit vermutlich noch besser abschneiden könnte. Im Fernverkehr erreichen Bahn und Bus ähnliche Werte und gelten als die umweltfreundlichste Verkehrslösung.

Aber jedes einzelne Verkehrsmittel unterscheidet sich nicht nur im Aspekt der Umweltfreundlichkeit, sondern auch in Preis, Gepäckmitnahme und Flexibilität.

Mit dem Fahrrad in den Urlaub

Bereits vor der Haustür mit dem eigenen Rad zu starten bedeutet für mich Freiheit – ein Gefühl an jeder Kreuzung selbst über den Weg, jede Pause, jeden Umweg entscheiden zu können – im eigenen Tempo ans Ziel kommen. Gleichzeitig ist es das umweltfreundlichste Verkehrsmittel zur Urlaubsanreise, da es außer meiner eigenen Muskelkraft keine externe Energiequelle benötigt.

Aber meine eigene Kraft begrenzt auch meinen Urlaubsradius und mitreisende Kinder verkleinern diesen weiter. Hinzu kommt, dass auf dem Fahrrad nicht viel Gepäck mittransportiert werden kann.

Dafür bieten sich auf einer Fahrradreise viele Möglichkeiten soziale Kontakte zu knüpfen, Menschen zu begegnen und sie kennen zu lernen. Auch ökonomisch ist es für meinen eigenen Geldbeutel (nach Anschaffung des geeigneten Fahrrads) eine sehr kostengünstige Urlaubsanreise.

In diesem Zusammenhang möchte ich noch eine ganz persönliche Anmerkung zu E-Bikes machen: Wenn ich vom Auto aufs E-Bike umsteige, ist das eine wirklich tolle und nachhaltigere Sache, die gleichzeitig für mehr Bewegung sorgt. Wenn das E-Bike nur meine Fahrradstrecken ersetzt (vielleicht verlängert), ist der Faktor der Nachhaltigkeit aufgrund der Herstellung und des benötigten Stroms im Vergleich zum normalen Fahrrad fragwürdig.

Mit dem Auto auf Reisen

Seit ich eine eigene Familie habe, genieße ich Urlaubsreisen im voll besetzten Auto, da hier schließlich der Faktor der Nachhaltigkeit stark von der Auslastung abhängt und in Statistiken gern übergangen wird.

Ich bin mittlerweile sehr Auto packerprobt (ich liebe viele kleine farbige, thematisch gepackte Stoffbeutel für alle freien Ritzen) und immer wieder erstaunt, wenn Platz übrig bleibt. Ein großer Vorteil des eigenen PKW zur Urlaubsanreise ist die zeitliche und örtliche Flexibilität: keine feste Abfahrtszeit, kleine Abweichungen der Route sind unkompliziert (ich finde immer etwas, wo sich ein Zwischenstop lohnt).

Wie bereits erwähnt liegt die Durchschnittsbesetzung eines Autos auf dem Weg in den Urlaub häufig deutlich höher als auf dem Weg zur Arbeit. Demzufolge verbessert sich die Umweltverträglichkeit trotz aller Abgase und des Energieverbrauchs. Selbstverständlich spielt auch der Fahrzeugtyp, das Alter des Autos und die Energiequelle eine wichtige Rolle.

Ich finde, dass man im Auto recht isoliert reist und wenige Kontakte zu anderen Menschen hat. In puncto Wirtschaftlichkeit und Preis werden meines Erachtens nach bei der Autoanreise in den Urlaub die Kosten häufig (zumindest teilweise) unter den Tisch fallen gelassen. Oder kalkulieren Sie jeden Verschleiß am Auto als Urlaubsausgabe?

Umweltfreundlicher mit der Zuganreise

Seit meiner Studienzeit liebe ich Bahnfahren. Interessanterweise lasse ich dabei allen Stress vor der Zugtür, kann die Fahrt entspannt genießen und mich oft darauf einlassen, ob ich mein Ziel wie geplant erreiche. Eine Portion Abenteuerlust sollte man schon mitbringen. Wobei meine persönliche Statistik nicht unbedingt zeigt, ob ich mit der Bahn oder dem Auto häufiger verspätet ankomme. Vielleicht empfinde ich es beim Zugfahren als ärgerlicher, weil ich mich so machtlos fühle und nicht mal eben einen Umweg fahren kann um wenigstens in Bewegung zu bleiben.

Ob und wie viel man bei der Zuganreise mit Mitreisenden in Kontakt kommt ist unterschiedlich. Wenn ich mit meinen Kindern unterwegs bin, geht das immer rasend schnell. Allein in der Bahn genieße ich auch Mal meine Ruhe.

Im Bereich Umweltverträglichkeit schneidet die Bahn nicht schlecht ab. Meiner Meinung nach sollte eine Zuganreise in den Urlaub immer als Alternative abgewogen werden, da sie nachhaltiger als das Auto und das Flugzeug ist. Und häufig bekommt sogar mehr Gepäck mit.

Preislich gibt es große Unterschiede. Mit einem guten Angebot kann man ziemlich günstig durch Deutschland und Europa unterwegs sein, aber schnell steigen hier auch die Kosten – gerade wenn man viele Umstiege vermeidet um möglichst pünktlich ans Ziel zu kommen. Auch dir immer beliebteren Nachtzüge sind preislich kein Schnäppchen und punkten vor allem dadurch, dass es auch der sonst Autofahrende entspannt hat.

Bleiben noch zwei wichtige Überlgegungen, die man bei einer Urlaubsreise mit dem Zug nicht vernachlässigen sollte. Nur die wenigsten wohnen direkt am Bahnhof. Häufig kommt also ein weiteres Transportmittel für die sogenannte erste Meile hinzu. Und auch die wenigsten haben vor direkt am Bahnhof ihren Urlaub zu verbringen. Es stellt sich somit die Frage, ob vor Ort alle Ausflüge mit öffentlichen Verkehrsmitteln realisiert werden können oder ob ein zusätzlich zu bezahlender Mietwagen notwendig ist.

Zugfahrt mit blauem Zug durchs Grüne

Per Reisebus ans Urlaubsziel

Als es früher mit dem Reisebus auf Klassenfahrt ging, hatte ich die gute Umweltbilanz dieses Verkehrsmittels noch gar nicht im Blick. Auch zeigen Reisebusausfahrten für ältere Menschen wie gesellig diese Art des Reisens ist.

Für individuelle Urlaubsreisen bieten Fernbusse mit wachsendem Streckennetz die Vorteile einer oft auch kostengünstigen Busanreise.

Meine persönliche Begeisterung für längere Busfahrten hält sich nach waghalsigen Erfahrungen in Südamerika sehr in Grenzen. Trotzdem habe ich auch in Europa schon Fernbusse genutzt, die auf manchen Strecken aufgrund von Direktverbindungen der Bahn überlegen sind.

Aber auch beim Bus gilt wie beim Zug, er startet selten vor meiner Haustür und bringt mich selten an ruhigere Urlaubsorte. Daher gilt es Lösungen für die An- und Abreise zum Busbahnhof zu finden.

Flugreise – nachhaltig kompensieren?

Wenn von nachhaltigem Reisen gesprochen wird, geht es bei der sehr beliebten Fluganreise häufig um CO2-Kompensation. Dass Flüge die klimaschädlichste Anreiseform darstellen, habe ich bereits oben erläutert und die meisten dürften dies inzwischen auch wissen. Viele Reiseveranstalter werben damit, die Flüge “grün” zu machen, in dem anerkannte Zertifikate erworben werden können, die die negativen Auswirkungen durch Aufforstungsprojekte auszugleichen versuchen. Ich halte das für eine gute Sache für Langstreckenflüge für längere Aufenthalte wie etwa ein Auslandsjahr.

Aber bei der immensen Auswirkung, die der Flug bei einer Fernreise darstellt, können wir dies gegenüber unseren Mitmenschen und unserer Umwelt nicht (oder nur sehr selten) verantworten. Ich habe in der Vergangenheit auch Lang- und Kurzstreckenflüge genutzt. Aber ich kann zunehmend nicht mehr guten Gewissens damit leben und habe meinen Reisefokus beruflich und privat auf näher liegende Orte geändert.

Ich finde, dass nahe Reiseziele viele spannende Urlaubsorte bieten und dass dafür keine Fluganreise notwendig sein soll. Ich ärgere mich, wenn Flüge, auch aufgrund unterschiedlicher Besteuerung, teils überzogen billig sind, dass die Entscheidung zu nachhaltigeren Optionen wie etwa der Bahnanreise fällt.

Aber müssen wir in kürzester Zeit zu Preisen niedriger als eine Autotankfüllung von einem europäischen Land zum nächsten jetten? Wollen wir der nächsten Generation die Auswirkungen dieses Lebensstils wirklich ünerlassen?

Ich habe persönlich erfahren, dass Flüge oft viel zu schnell sind. Reisen heißt auch unterwegs sein. Umso größer die Entfernung, umso mehr Anreisezeit tut mir gut, um kulturelle und klimatische Unterschiede verarbeiten zu können. Der Weg ist oft Teil des Ziels.

Wanderer überblickt von einem Gipfel ein weites Bergpanorama

Die richtige Wahl des nachhaltigen Reisemittels

Jetzt wissen Sie also Bescheid womit Sie in den nächsten Urlaub fahren. Oder doch nicht? Die Entscheidungsfindung ist komplex. Und nicht zu jeder Reise passt das gleiche Verkehrsmittel zur Anreise.

Ich schaue danach mit wie vielen Personen ich reise, welche Jahreszeit ist, wie zeitlich flexibel ich bin, wo es hingeht und was ich vor Ort erleben möchte. Ich will dazu anregen die ein oder andere Alternative ins Auge zu fassen und im nächsten Urlaub auszuprobieren. Das ist ein kleines Abenteuer. Aber es lohnt sich. Und so manches Mal habe ich das Reiseziel auch schon nach dem Verkehrsmittel ausgewählt und zum Beispiel einen Urlaubsort gewählt, der besonders gut mit der Bahn erreichbar war.

Ich wünsche Ihnen eine gute und gut durchdachte Anreise!